"Hinzufügen durch Wegnehmen!"

Metalle sind ausgesprochen edle Materialien! Sie glänzen, gelten als ausgesprochen robust und stehen für Stabilität, Funktion, Beständigkeit und – wie im Schmuck – für besondere materielle Werte.

 

Dabei sind sie – für den Chemiker – nur ein Material von vielen, das sich spielend leicht umwandeln und verändern lässt. So kann man sogar Aluminium, das unter normalen Bedingungen extrem beständige Leichtmetall, aus dem Flugzeuge konstruiert werden, regelrecht auflösen; dazu braucht es nicht einmal ätzende Säuren. Kupfer und seine Legierungen, etwa das goldglänzende Messing, sind diesen vermeintlichen "Transmutationen" noch leichter zugänglich. Lediglich Gold lässt sich unter den Bedingungen eines Ateliers nicht ohne weiteres auflösen.

 

All dies setze ich ganz gezielt für meine Kunst ein. Ich lasse Digitaldrucke klassischer Gemälde oder Fotos, aber auch selbst generierte Farbflächen, unter dünnen Metalloberflächen – Folien – verschwinden. So werden die ursprünglichen Bildinhalte der Sichtbarkeit entzogen.

 

Durch gezieltes Auflösen der Metalle lege ich anschließend einen Teil der Untergründe wieder frei – diese Vorgehensweise erinnert an die Arbeit von Archäologen, die ihre Fundstücke vorsichtig nach und nach freipräparieren. Gleichwohl bleiben sehr bewusst immer auch große Bildteile dem Blick des Betrachters entzogen. Das macht neugierig auf das, was verborgen bleibt. 

 

Durch die gezielte Setzung "freigeätzter" Bildbereiche lässt sich indes teilweise durchaus erahnen, was sich unter der kostbaren Schicht befindet. So – und durch malerische Ergänzungen und Kommentierungen – werden zum Beispiel alte Gemälde in die Gegenwart geholt und mit neuer Bedeutung und Relevanz aufgeladen. 

 

Blattgold und Blattsilber werden durch den gewählten Oxidations-Prozess übrigens nicht beeinträchtigt – auch dies nutze ich gezielt: Diese beiden Elemente werden damit zu ultimativen Geheimnis-wahrern, die Verborgenes im Verborgenen halten. All' dies eröffnet einen breiten Deutungs-Raum, der weit über das "Verschwindenlassen" und "Sichtbarmachen" von Bildinhalten hinausgeht. Ein möglicher Interpretations-Raum eröffnet sich etwa durch die unterschwellig wahrgenommene Spiegelung des Betrachters in den glänzenden Oberflächen meiner Arbeiten. Auch die Ambivalenz "Metallisieren = Veredeln", gleichzeitig aber auch "Zerstörung von Bildinformationen" gibt immer wieder zu spannenden Deutungen Anlass.

 

 

In einer anderen Werkgruppe beschäftige ich mich mit der Wirkung von Oxidationsprozessen auf unedle Metalle, z.B. Eisen. Indem ich sie einer gezielten Korrosion unterziehe, schaffe ich der Natur einen Raum, in dem sie sich in der ihr eigenen Ästhetik entfalten kann. Mit Acrylfarben und Pigmenten greife ich mitunter in diese Prozesse ein und kommentiere sie auf diese Weise. In sogenannten "Matrices" oder "Lapidarien" stelle ich die so gewonnenen "natürlichen" Oberflächenstrukturen anderen gegenüber, die von Künstlerhand geschaffen wurden. Diese Elemente werden in langen Sitzungen miteinander – und mit unbehandelten Metalloberflächen – kombiniert, bis sich ein ausgesprochen lebendiges Zusammenspiel ergibt, in dem alle Elemente miteinander zu kommunizieren scheinen.